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E-Road: Laden beim Fahren

In Schweden werden ab 2025 die Straßen elektrifiziert. Auf einem 21 Kilometer langen Autobahnteilstück sollen E-Lkw geladen werden.

Die Elche sollten von den Elektrifizierungsplänen der schwedischen Transportbehörde unbehelligt bleiben.
Die Elche sollten von den Elektrifizierungsplänen der schwedischen Transportbehörde unbehelligt bleiben.

Dass skandinavische Länder wie Norwegen, Dänemark oder Schweden bei der Umstellung auf die Elektromobilität einen großen Vorsprung auf Resteuropa aufweisen, ist allgemein bekannt. Flächendeckende Ladepunkte auf öffentlichen Parkplätzen sowie in Parkhäusern gehören im hohen Norden bereits seit einigen Jahren ebenso zum gewohnten Bild wie unzählige Elektroautos auf den Straßen. Auch die Gesetze wurden bereits frühzeitig angepasst, um den Autofahrenden den Umstieg auf die lokal emissionsfreie Mobilität so einfach, günstig und bequem wie möglich zu machen. Gemäß der aktuell gültigen Rechtslage liegt der Steuersatz für Elektroautos in Norwegen bei weniger als 50 Prozent der Steuern auf vergleichbare Benziner oder Diesel. Beim Kauf entfällt die Mehrwertsteuer von immerhin 25 Prozent. Zudem sind vielerorts die Maut- und Parkgebühren geringer. Förderungen für Hybridautos sind hingegen bereits ausgelaufen.

Spektakuläres E-Road Pilotprojekt in Schweden

Wenngleich die seit Jahren gültigen Privilegien mittlerweile bereits in der Kritik stehen - die skandinavischen Regierungen wollen nach eigenen Angaben die Verkehrswende vorantreiben, nicht jedoch den Verbrenner eins zu eins durch Elektroautos ersetzen -, plant man in Schweden nun ein spektakuläres Pilotprojekt: So soll ein 21 Kilometer langes Teilstück der E20 zwischen Hallsberg und Örebro zur E-Road ausgebaut werden. Die Autobahn verläuft zwischen den beiden größten Städten Schwedens, Stockholm und Göteborg.

Das konkrete Ziel der schwedischen Verkehrsverwaltung Trafikverket ist die permanente Elektrifizierung des Streckenabschnitts, sodass E-Fahrzeuge sich während der Fahrt selbst aufladen können. Die Vorbereitungen für den Bau der Teststrecke laufen bereits seit dem Jahr 2020, aktuell befindet sich das Modellprojekt in der Beschaffungs- und Endplanungsphase.

Technologie für das Selbstladen der Akkus noch unklar

Unklar ist hingegen noch, welche Technologie für das Laden der Akkus zum Einsatz kommen soll. Zur Auswahl stehen drei Möglichkeiten: Beim konduktiven Laden über Kabel verbinden sich die Fahrzeuge mit Stromkabeln, die über der Straße gespannt sind. Diese Methode kennt man von Straßenbahnen oder den Salzburger O-Bussen. Diese Technologie hat allerdings den Nachteil, dass sie verhältnismäßig teuer im Bau ist. Zudem sind Detailfragen noch ungeklärt. Etwa wie der Höhenunterschied zwischen Lkw und Pkw mittels Kabeln ausgeglichen werden soll. Bei einer anderen Möglichkeit des konduktiven Ladens findet die Stromversorgung über eine Leitung im oder auf dem Boden statt. Das Prinzip ist dasselbe wie das der Stromschiene einer U-Bahn. Als Stromabnehmer könnte bei Lkw und Pkw eine Art Stab oder Arm an der Seite oder am Boden des Fahrzeugs dienen. Beim induktiven Laden werden magnetische Spulen in den Boden eingelassen. Nach Vorbild des kabellosen Ladens von Smartphones bräuchten bei dieser Technologie allerdings auch die Fahrzeuge eingebaute Spulen, um den Akku während der Fahrt zu laden.

Von 2016 bis heute hat die schwedische Verkehrsbehörde bereits alle drei Ladetechnologien in verschiedenen Teilen des Landes getestet, darunter in Lund, Gotland und Sandviken. Im Fokus stehen Nutzfahrzeuge, für die nur das konduktive Laden per Oberleitung infrage kommt. Laut Berechnungen der schwedischen Regierung würde allein die Umstellung des Schwertransports zwischen den drei größten Städten 1,2 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Aber auch bei Pkw könnte durch das Laden während der Fahrt der Akku zukünftig um 70 Prozent kleiner werden, außerdem würde die Belastung des Stromnetzes besser über den Tag verteilt. Bis Ende des Jahrzehnts will das Land deshalb 2000 Kilometer öffentliche Straßen elektrifizieren. Ab 2030 sollen in Schweden keine neuen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor zugelassen werden.