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Was ist zu tun, wenn man einem Wolf begegnet?

Beim Joggen im Wald oder beim Überqueren einer Straße: Immer häufiger werden in Österreich Wölfe gesichtet. Wie sollte man bei einer Begegnung mit dem Tier reagieren?

Immer mehr Wolfssichtungen in Österreich.
Immer mehr Wolfssichtungen in Österreich.

"Wölfe sind klug, sie gehen kein Risiko ein und lassen sich gut wegscheuchen", erklärt Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal. Zuallererst sollte man sich aber freuen, dass man einen Wolf sieht - wobei ein tschechischer Wolfshund nur schwer von einem Wolf zu unterscheiden sei, so der Experte. "Meistens beachten sie einen nicht, nur neugierige Jungwölfe betrachten Menschen." Wobei die Tiere sich nicht übertrieben vor Menschen fürchten würden.

Was soll ich tun, wenn ich einen Wolf sehe?

  • Begegnung dokumentieren
  • Nicht weglaufen - das erweckt das Interesse des Tieres
  • Sich groß machen, drohen
  • Das Tier nicht anfüttern
  • Stein oder Ast nach dem Tier werfen

Kotrschal rät, die Begegnung zu dokumentieren und der Bezirkshauptmannschaft zu melden. Weglaufen sollte man nicht, "das löst bei den Wölfen Interesse aus oder verstärkt es noch". Was sonst noch hilft? "Sich groß machen, drohen, unfreundlich sein." Allenfalls könne man noch einen Stein oder Ast nach dem Tier werfen. Und: "Bitte nicht das Jausenbrot mit dem Wolf teilen, die Tiere nicht anfüttern, denn das führt dazu, dass sie die Distanz zu den Menschen verlieren und diese Tiere müssen dann abgeschossen werden." Auch dass Jäger Futterplätze für Füchse anlegen sei nicht ideal, wenn die Wölfe zurückkommen.

"Wir sollten uns langsam daran gewöhnen, mit Wölfen zu leben"

Von den Wolfsabschuss-Verordnungen einiger Bundesländer hält Kotrschal nichts. Sie würden seiner Meinung nach die bindende Fauna-Flora-Habitat(FFH)-Richtlinie verletzen, den Zugang der Zivilgesellschaft zum Rechtsweg ausschließen und damit gegen die Aarhus-Konvention verstoßen. "Wir sollten uns langsam daran gewöhnen, mit Wölfen zu leben", schlägt der Biologe vor und sieht Rudelbildung und Herdenschutz als probate Mittel dafür. Dazu rät er, "die Wege von Wolf und Mensch getrennt zu halten, sie nicht anzufüttern".

Weniger Gefahr als bei Bären und Wildschweinen

Wölfe seien über weite Distanzen sehr beweglich und würden dabei auch menschliche Verkehrswege benutzen. Zu fürchten brauche man sich vor ihnen im Moment nicht. Zuletzt setzte die EU den Schutzstatus des Wolfs herab. In den vergangenen 30 bis 40 Jahren lebten in Europa 20.000 Wölfe und 370 Millionen Menschen zusammen, ohne dass es einen von den Tieren verletzten Menschen gegeben hätte, führt Kotrschal an. Das heiße nicht, "dass nichts passieren kann, aber weniger als bei Bären und Wildschweinen". Denn Wölfe könnten schwer von Menschen überrascht werden, "weil sie sehr auf Draht sind". Es seien außerdem drei Voraussetzungen gegeben, dass der Wolf in Österreich kein beutemotiviertes Interesse an Menschen habe: Es gebe genügend Wild in den Wäldern als Nahrung, keine Tollwut und keine Kriegszeiten mit Toten.