Hieronymus Graf Colloredo

Aus Salzburgwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gemälde im Salzburg Museum.
Hieronymus Graf Colloredo
Wappen von Hieronymus Graf Colloredo im Keltenmuseum Hallein.
Wappen von Hieronymus Graf Colloredo am Schloss Laufen.
Salzburger Thaler 1777, sie zeigen Hieronymus Graf Colloredo.

Hieronymus Graf Colloredo (* 31. Mai 1732 in Wien; † 20. Mai 1812 ebendort) war von 1772 bis 1803 der letzte Salzburger Erzbischof, der als Fürsterzbischof residierte.

Einleitung

Als passenden Wahlspruch der Regentschaft wählte Hieronymus Colloredo den Spruch Providum imperium felix - "Glücklich ist eine voraussehende Regierung". Colloredo ging in seinen Reformen im Geist der Aufklärung gegenüber jenen von Joseph II. in der Regel wesentlich vorsichtiger vor und passte manche Reform im Geist der Aufklärung den Salzburger Verhältnissen an. Er gründete eine Armenkommission, führte Beratungen zur Gründung eines Armeninstituts nach österreichischem Vorbild durch - samt einem frühen Ansatz für ein Pensionssystems, forderte eine ausreichende medizinische Betreuung der Bevölkerung und setzte sich dabei etwa auch für eine Pockenschutzimpfung ein.

Leben

Hieronymus Graf Colloredo war der Sohn des ehemaligen Vizekanzlers unter Maria Theresia, Rudolph Joseph von Colloredo (* 6. Juli 1706; † 1. November 1788) und seiner Frau Maria Gabriele, geborene von Starhemberg (* 28. November 1707; † 9. November 1793)[1]. Über sein Studium war bis Anfang des 21. Jahrhunderts nicht viel bekannt. Die Kunsthistorikerin Roswitha Juffinger fand zusammen mit Christoph Brandhuber bis 2011 heraus, dass Colloredo Jus studierte - bisher hatte man angenommen, dass er nur Theologie studiert hatte. Mit nicht einmal 30 Jahren wurde er Auditor bei der Sacra Rota, dem weltlichen Gericht des Vatikans. Nach dem Theologiestudium am Collegium Germanicum in Rom verlieh am 19. Dezember 1761 Königin Maria Theresia von Österreich dem jungen Colloredo das Bistum Gurk. Fürsterzbischof Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach weihte ihn dann am 14. April 1762 in der Stadt Salzburg zum Bischof von Gurk. Am 14. März 1772 wurde er nach 49 Abstimmungen zum Fürsterzbischof von Salzburg gewählt. Am 29. April zog Colloredo feierlich von Schloss Freisaal in die Stadt ein, und Papst Clemens XIV. bestätigt am 22. Juni seine Wahl.

Seinen Namenstag hatte er am 30. September.[2]

Colloredo war der erste moderne Herrscher im Geiste der Aufklärung. Wie der Salzburger Historiker Mag. Dr. Oskar Dohle in seinen jüngsten Forschungen anlässlich einer Doppelausstellung Kirchenfürst und Landesherr im Jahr 2012 formulierte, sei Colloredo ein Repräsentant einer Epochenwende gewesen. Einerseits vertrat er eine durch die Gegenreformation gestärkte katholische Kirche, andererseits blickte er mit seinen weltlichen Reformen weit in das 19. Jahrhundert hinein. Colloredo habe viele Neuerungen angestoßen, wie etwa in der Bildung, der Vermessung des Landes und der Flussregulierung.

Während seiner rund drei Jahrzehnte dauernden Regentschaft förderte er Wissenschaften und Publizistik und er setzte sich für ein modernes Steuerwesen ein. Zwischen 1776 und 1779 ließ er den Hieronymus-Kataster anlegen, in dem alle Steuerpflichten erfasst wurden. Dieser ist heute eine wichtige Quelle der Wirtschafts- und Besitzgeschichte - etwa wenn es um das Erstellen von Erbhofgutachten geht.

Am 16. November 1775 wurde von ihm auf dem damals noch Hannibalplatz genannten Makartplatz das Fürsterzbischöfliche Hoftheater eröffnet. Colloredo setzte sich für Verbesserungen im Schulwesen ein. Er berief Franz Michael Vierthaler 1790 zum Direktor des Schullehrerseminars, das am 9. November 1790 im Ritzerbogenhaus, Sigmund-Haffner-Gasse, eröffnet worden war. 1798 ließ er in Hallein das Colloredo-Sudhaus erbauen, das aber technisch eine Fehlkonstruktion war und bald wieder geschlossen wurde.

Mozart wurde am 21. August 1772 von Colloredo offiziell zum besoldeten Hofkonzertmeister ernannt, überwarf sich in Folge mehrmals mit dem Fürsterzbischof und verließ dann Salzburg endgültig. Der angebliche "Fußtritt" in Wien des erzbischöflichen Angestellten Karl Joseph Felix Graf von Arco am 10. Mai 1781 beendete das Arbeitsverhältnis Mozarts mit dem Fürsterzbischof und am 8. Juni kam es zum endgültigen Bruch mit dem Fürsterzbischof.

Am 10. Dezember 1800 floh Colloredo vor den anrückenden Franzosen nach Wien, von wo aus er das Erzbistum leitete. 1803 musste er als Landesfürst zugunsten des neuen Kurfürsten Ferdinand III. von Toskana abdanken, blieb aber bis zu seinem Tod das geistliche Oberhaupt der Erzdiözese. Am 18. März 1809 übergab Colloredo die Erzdiözese dem Bischof von Chiemsee Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg.

Sein Leibarzt war Johann Jacob Hartenkeil, zweiter Leibarzt war Dr. Anton Buchmann.

Schon damals investierten Staatsmänner in Aktien. Colloredo sanierte sehr erfolgreich den Fürstenstaat Salzburg. Das Land Salzburg verlor aber dann im Zuge der Napoleonischen Kriege wieder viel Geld, als die Aktienmärkte "in den Keller" sanken.

Schule und Bildung

Einen besonders hoher Stellenwert hatte für den Fürsterzbischof eine nachhaltigen Schulreform. Sofort nach dem Beginn seiner Regentschaft berief er aus Würzburg den Konsistorialrat Johann Michael Bönike nach Salzburg und bat auch den Abt von Sagan, Johann Ignaz Felbiger in Salzburg zu wirken. Dasrauf konnte seit 1775 das Volksschulwesen in Salzburg - im Geist Felbigers - reformiert werden. Dabei half maßgeblich auch der Salzburger Pädagoge Franz Michael. Zwar bestand daraufhin seit 1776 eine allgemeine Schulpflicht im Fürsterzbistum, diese wurde außerhalb der Stadt Salzburg und anderer Städte aber wegen verschiedener Widerstände vor Ort schleppend auch umgesetzt. Der Adel . ber auch reiche Kaufleute ließen ihre Kinder großteils durch "Winkellehrer" zu Hause unterrichten, ja selbst einfache Bewohner wollten die Kinder lieber durch Winkellehrer unterreichten. Kinder von armen Handwerkern und sonmstige arme Leuten benötigten ihre Kinder für die Heimarbeit. Für den Unterricht wurdfer damals Schulgeld verlangt, nur das Schulgeld für arme Kinder wurde aus den Amtskassen des Fürsterzbistums entnommen.

Wirtschaft

Der sparsame, fast geizige Landesfürst war zwar bei seinen Untertanen nicht sehr beliebt, jedoch erlebte Salzburg unter seiner Regentschaft nochmals eine wirtschaftliche Blütezeit. Als er das Fürsterzbistum 1772 übernommen hatte, war dieses durch seine Vorgänger fast bankrott. Colloredo fand einen verlotterten Staat vor und investierte sein privates Vermögen, um diesen wieder wirtschaftlich zu sanieren. Diesem Unterfangen kam auch sein familiäres Netzwerk zugute. Die Familie war in Florenz, Wien und Böhmen etabliert.

Mit zu den größten Leistungen des Regenten gehörte die Reform der Finanz- und Wirtschaftspolitik gesehen. Der sparsame Hieronymus kümmerte sich um die seit Fürsterzbischof Schrattenbach auch durch Missernten zerrütteten Finanzen. Auch die Hofhaltung gestaltete Colloredo bewusst sparsam, und führte dabei auch einschneidende Steuern ein etwa auf alkoholische Getränke. Vor allem aber ersetzte er die Vermögenssteuer durch eine Grundsteuer, im Sinn einer möglichst gerechten Steuerverteilung. Dafür ließ Colloredo den "Hieronymus-Kataster" erstellen.

Kirchliche Feiertage

Zur Erneuerung überkommener Bräuche nahm sich Hieronymus Colloredo schon Ende 1772 vor tiefgreifende in die gelebten Frömmigkeit vorzunehmen und verlangte nach einer Erneuerung im Glauben bzw. eine Abkehr vom unzeitgemäß gewordenen Barockkatholizismus und. Vor allem verordnete er die Aufhebung vieler Fest- und Feiertage - um Entsetzen großer konservativer Teile der der Bevölkerung, die der Klerus vielfach wesentlich mittrug. Damit wolle er eine bessere Heiligung und Würdigung der übrigen Feiertage durch eine verstärkte Teilnahme an den religiösen Übungen erreichen. Von den damaligen 95 kirchlichen Sonn- und Feiertage sollten fast 20 aufgehoben werden 1788 wurde das Volk erneut zur Arbeit an den aufgehobenen Feiertagen aufgefordert. Die Aufhebung der Feiertage erwies sich in der Umsetzung als zu schwierig. Auch der Franziskaner Pater Clarentius Pschaider nutzte seine Predigten, und eine Schrift mit dem Titel "Frage, ob die Abstellung der Feyertäge bey jeztmaligen Weltlauf christlich und zu billigen seye?". Damit griff der Pater Erzbischof und Papst an. Die erzbischöflichen Maßnahmen verglich der Pater dabei mit einem unverständigen Schnarcher. Trotzdem konnte für kurze Zeit diese Schrift in Salzburg verkauft werden, bis sie später dann doch eingezogen wurde. Pater Clarentius wurde darauf zu acht Jahren Haft verurteilt und gleichzeitig den zuständigen Ordensoberen übergeben.

Einschränkung von Umgängen und Wallfahrten

1779 ließ Colloredo im Fürsterzbistum die Passionsspiele und andere "Mummereyen" bei den Karfreitags- und anderen Prozessionen verbieten - erneut zur Entrüstung des Kirchenvolkes und des konservativen Clerus. Colloredo und seine aufgeklärten Berater meinten darin einen "für das Christenthum entehrenden Missbrauch zu erkennen. Im Jubeljahr 1782 veröffentlichte er neuerlich eine Kritik an den kirchlichen Missständen forderte einer deutlich verbesserten Armenpolitik, wobei diese Forderungen mit Zitaten der Kirchenväter untermauerte. Auch wurde die Bedeutung des Bibellesens und der Gesang deutscher Kirchenlieder empfohlen, und das barocke Übermaß der Marien- und Heiligenverehrung eingeschränkt. Im Zug der "Entbarockisierung" der Religionsausübung, erließ er am 22. November 1784 in den Kirchen das Verbot der öffentlichen Aufstellung von Weihnachtskrippen, und dann auch des sogenannten Heilige Grabes.

Den wohl ambitioniertesten Schritt zu einer aufgeklärten Religion unternahm Fürsterzbischof Colloredo mit der Publikation des berühmten Hirtenbriefes im Jubeljahr 1782. In diesem Schreiben, das an die in der Seelsorge stehenden Priester gerichtet war, aber zugleich den weltlichen Beamten und dem Kanzleipersonal mitgeteilt wurde, griff er den seiner Meinung nach unzeitgemäß gewordenen Barockkatholizismus scharf an und verlangte nach einer Erneuerung im Glauben.

Noch lange nach der Absetzung als Fürst des Römisch-deutschen Reiches verhinderte übrigens Colloredo den Plan von Kaiser Franz das Erzbistum Salzburg zu degradieren und als Bistum dem Wiener Metropoliten zu.

Colloredo und die Kunst

Aus heutiger Sicht lässt sich nicht mehr feststellen, welche Bilder von welchem Salzburger Kirchenfürsten angekauft worden waren. Anhand von Inventarsammlungen hatten Juffinger und Brandhuber bis 2011 versucht, die Bildersammlung der Fürsterzbischöfe zu rekonstruieren. Imma Walderdorf konnte von 1 000 Bildern der Alten Residenz, die nach der Säkularisierung 1803 in alle Winde verstreut bzw. verschleppt worden waren, ein Drittel identifizieren. Aber das Kunstinteresse Colloredos lässt sich auch an seiner Büchersammlung messen. An Druckgrafik besaß er alles, was zu seiner Zeit in Mode war. Wobei Bücher mit Illustrationen damals ein Vermögen gekostet hatten. Auch zur Malerei musste er einen starken Bezug gehabt haben. Denn eine in Florenz, Toskana (heute Italien), gedruckte Ausgabe eines Traktats von Leonardo da Vinci enthält eine persönliche Widmung des Meisters an Hieronymus. Aus dieser Widmung geht auch hervor, dass Colloredo einen echten Leonardo besessen haben musste, der sich zwar nicht aus den Inventarlisten belegen lässt, was aber nicht unüblich wäre. Denn es wurde genau zwischen Privatvermögen und Staatsbesitz unterschieden.

Bilder

 Hieronymus Graf Colloredo – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien auf Wikimedia Commons

Literatur und Quellen

Einzelnachweise

Zeitfolge
Zeitfolge


Salzburger Bischöfe, Erz- und Fürsterzbischöfe

Bischöfe, 7. bis 8. Jahrhundert
Rupert von Worms · Vitalis · Flobrigis · Johannes I. · Virgil


Erzbischöfe
8. bis 10. Jahrhundert
Arn · Adalram · Liupram · Adalwin · Adalbert I. · Theotmar I. · Pilgrim I. · Adalbert II. · Egilolf · Herold · Friedrich I. · Hartwig
11. Jahrhundert
Gunther von Meißen · Thietmar II. · Baldwin · Gebhard · Berthold von Moosburg · Thiemo
12. Jahrhundert
Konrad I. von Abenberg · Eberhard I. von Biburg · Konrad II. von Babenberg · Adalbert III. von Böhmen · Heinrich von Berchtesgaden · Konrad III. von Wittelsbach · Adalbert III. von Böhmen
13. Jahrhundert
Eberhard II. von Regensberg · Burkhart I. von Ziegenhain · Philipp von Spanheim · Ulrich I. · Wlodizlaus von Schlesien · Friedrich II. von Walchen · Rudolf I. von Hohenegg · Stephan von Niederbayern · Konrad IV. von Fohnsdorf
14. Jahrhundert
Weichart von Polheim · Friedrich III. von Leibnitz · Heinrich von Pirnbrunn


Fürsterzbischöfe
Ortolf von Weißeneck · Pilgrim II. von Puchheim · Gregor Schenk von Osterwitz
15. Jahrhundert
Berthold von Wehingen · Eberhard III. von Neuhaus · Eberhard IV. von Starhemberg · Johann II. von Reisberg · Friedrich IV. Truchseß von Emmerberg · Sigmund I. von Volkersdorf · Burkhard II. von Weißpriach · Bernhard von Rohr · Johann III. Beckenschlager · Friedrich V. von Schaunberg · Sigmund II. von Hollenegg
16. Jahrhundert
Leonhard von Keutschach · Matthäus Lang von Wellenburg · Ernst Herzog von Bayern · Michael von Kuenburg · Johann Jakob Kuen von Belasy · Georg von Kuenburg · Wolf Dietrich von Raitenau
17. Jahrhundert
Markus Sittikus von Hohenems · Paris Graf von Lodron · Guidobald Graf von Thun und Hohenstein · Maximilian Gandolf Graf von Kuenburg · Johann Ernst Graf von Thun und Hohenstein
18. Jahrhundert
Franz Anton Fürst Harrach · Leopold Anton Freiherr von Firmian · Jakob Ernst Graf Liechtenstein · Andreas I. Jakob Graf Dietrichstein · Sigismund III. Christoph Graf Schrattenbach · Hieronymus Graf Colloredo


Erzbischöfe, die noch den Titel "Fürsterzbischof" trugen, aber keine weltliche Macht mehr hatten
19. Jahrhundert
Sigmund Christoph von Zeil und Trauchburg · Leopold Maximilian von Firmian · Augustin Johann Joseph Gruber · Maximilian Josef von Tarnóczy · Franz de Paula Albert Eder · Johann IV. Evangelist Haller
20. Jahrhundert
Johann V. Baptist Katschthaler · Balthasar Kaltner · Ignaz Rieder · Sigismund IV. von Waitz · Andreas II. Rohracher


Erzbischöfe 20. und 21. Jahrhundert
Eduard Macheiner · Karl Berg · Georg Eder ·Alois Kothgasser · Franz Lackner